ManoMoneta und OhMoney sind zwei „gemeinnützige“ Finanzbildungsinitiativen. ManoMoneta richtet sich an Lehrer*innen der Klassen 3 bis 6 und OhMoney an Lehrer*innen der Klassen 7 bis 12. Beide Initiativen erreichen also Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 18 Jahren.
Großes kostenloses Angebot
Über die Webseiten der Initiativen erhalten Lehrer*innen Materialboxen mit Stundenverlaufsplänen, Unterrichtszielen, Methoden, Hintergrundinformationen, Arbeitsblättern und Wissenskarten.
Dazu kommen noch ein Finanzspiel sowie eine digitale Lernwelt mit Infographiken, Erklärvideos, Mindmaps und vieles mehr. Sämtliche Materialien sind kostenlos erhältlich.
Große Reichweite
Trotz ihres relatives geringen Alters, verfügen beide Initiativen über beträchtliche Reichweiten. Seit 2019 konnte ManoMoneta nahezu 160.000 Kinder und OhMoney seit 2023 über 10.000 Jugendliche erreichen (Stand September 2024).
Über ManoMoneta wurden fast 40.000 Finanzportfolios und 3.000 Finanzboxen und über OhMoney annähernd 350 Materialpakete versandt. Die Video-Streaming-Zeit über OhMoney beträgt über 100.000 Minuten.
Dieses gewaltige Materialangebot der beiden Finanzbildungsinitiativen wird durch sicherlich sehr großzügige Spenden der Hanseatic Bank und der EOS Gruppe finanziert.
Hinter den Initiativen: finlit, EOS und OTTO
Manometa und OhMoney sind zwei Finanzbildungsinitiative der „gemeinnützigen“ finlit foundation gGmbH. Die finlit foundation gehört zur EOS Gruppe, einem weltweit aktiven Inkassounternehmen, welches wiederum zur Otto Group gehört.
Heute ist die Otto Group eher Finanzdienstleisterin als Handelsunternehmen: „Die Finanzsparte, die vom Inkassogeschäft geprägt wird, brachte im Geschäftsjahr 2022/23 satte 450 Millionen Euro Gewinn ein. Der Handel mit Eigenmarken oder über Plattformen erwirtschaftete hingegen Verluste in Höhe von mehr als 300 Millionen Euro.“ (Finanzwende)
OTTO verdient am schuldenfinanziertem Verkauf,
EOS verdient am Schuldeneintreiben. (Prof. Dr. Walz)
Dadurch, dass OTTO/EOS mit überschuldeten Kunden zusätzliches Geld verdient, entsteht ein fataler Fehlanreiz, so Prof. Dr. Walz. Im Namen der Gewinnmaximierung wird das Unternehmen dazu verleitet, offensiver und leichtfertiger Geschäfte zu machen. OTTO/EOS maximiert die eigenen Gewinne indem Kunden sich verschulden. Dieses Geschäftsmodell der Finanzprekarität von OTTO/EOS steht in einem krassen Gegensatz zum vermeintlichen Ziel der OTTO/EOS/finlit-Bildungsinitiativen: Finanzprävention.
Finanzprekarität als Geschäftsmodell vs.
Finanzprävention als Bildungsziel
Dieser Widerspruch ist auch auf der personellen Ebene zu beobachten: „Die finlit-Mitarbeiter, so vor allem die Geschäftsführer Jana Titov und Sebastian Richter haben vormals jahrelang beim Inkassospezialisten EOS gearbeitet – dort in den Bereichen Kommunikation, Marketing, Corporate Development. Heute leiten sie mit finlit für OTTO und EOS ein Marketinginstrument, um diese durch Pseudo-Finanzbildung positiv zu profilieren und Reputation-Washing zu betreiben“ (Walz 2024)
So verwundert es nicht, dass die Vorstellung der Materialien von ManoMoneter und OhMoney unter dem Motto „Finanzprävention“ erfolgt und sich dem für die Finanzbranche typischen social- und green-washing-Strategien bedient. Seit der Finanzkrise von 2008ff. hat die Branche in diesem Bereich mächtig dazugelernt.
Die finlit-foundation wird im Oktober 2024 mit ihren "Bildungsinitiativen" ManoMoneter und OhMoney auf dem FDP-Festival für Finanzbildung "Mit Geld und Verstand" vertreten sein. Wen wundert?
Die finlit-Materialien und das FDP-Festival für Finanzbildung sind kostenlos. Doch Vorsicht: Wenn ein Produkt nichts kostet, bist Du das Produkt.
Und: Lehrer*innen tragen die Verantwortung für ihre Schüler*innen!
Quellen
- Finanzwende 2024: EOS: Der ehrbare Kaufmann zu Hamburg – und seine Inkassopraktiken (Link)
- ManoMoneta 2024: ManoMoneta. Bildung für mehr Finanzkompetenz (Link)
- OhMoney 2024: Über uns https://www.oh-money.de/initiative/ueber-uns
- otto group 2024: finlit foundation und Hanseatic Bank starten Finanzbildungsinitiative OhMoney für 13- bis 17-Jährige (Link)
- Walz, H. 2024: Pseudo-Finanzbildung schadet Verbrauchern und der Gesellschaft. Finanzbildungsinitiativen in Deutschland – reine Feigenblatt-Initiativen? (Link)
#pluraleökonomik #pluralecon #ökonomischeBildung #Wirtschaftsunterricht #FinanzielleBildung #OhMoney #Manometa #Finlit # EOS #OTTOGroup
Kommentar schreiben